Von Mopeds und Motoren
Es ist ein Freitagnachmittag. Paula und ich kennen uns eigentlich schon ewig, denn unsere Eltern waren befreundet und wir haben als Kinder immer wieder lange Abende miteinander verbracht. Paula ist ganz anders als ich. Sie besuchte eine andere Schule, wohnte in einer anderen Stadt, hatte einen ganz anderen Freund*innenkreis und vor allem wusste sie schon sehr früh, was sie werden wollte: Mechatronikerin. Sie konnte sich stundenlang mit ihrem Papa über Autos unterhalten, schraubte schon früh in Garagen an Motoren herum und fachsimpelte über diese und jene Besonderheit von Mopeds. Das war nie meine Welt und doch bewunderte ich sie immer für ihre Leidenschaft und vor allem den Berufswunsch, der ihr schon früh ins Bewusstsein trat. Paula und ich verloren uns mit den Jahren aus den Augen, doch nun haben wir uns wieder getroffen und tatsächlich: sie arbeitet nun bei Porsche und das sehr gerne. Ich hatte viele Fragen und sie lauter Antworten.
Sie erzählt mir, dass sie Mechatronikerin gelernt hat und nun Anlagenbedienerin oder -fahrerin sei. Ihre Ausbildung wäre sehr abwechslungsreich gewesen. „Wir hatten natürlich Theorie und Praxis, wie es bei jedem so ist. Die Theorie war aufgeteilt in die schulische Theorie und die bei uns im Werk. Also Mechatroniker ist...“ Sie lacht und greift zur Kaffeetasse: „...ich weiß nicht, ob man das so sagen kann, aber es ist sehr vielfältig. Man weiß von vielen Sachen etwas, aber von etwas Speziellem nicht so richtig. Wir haben zum Beispiel viel über Elektrik und Mechanik gelernt, wie man quasi fräst oder dreht an einer Maschine. Es gibt da ganz viele unterschiedliche Lernbereiche auch die SPS-Technik betreffend.“ erzählt sie mir. SPS-Technik meint Speicherprogrammierbare Steuerungen. Ein Programm, was man schreiben kann, um den Robotern im Werk zu sagen, was die zu tun haben und wann die was machen müssen. „Im Werk sind wir dann in die Theorie tiefer eingestiegen, als in der Berufsschule, denn da konntest du halt die Praxis mit dazu testen.“
Die Wahl der Vertiefung
Ich frage sie danach, ob sie damals eine Vertiefung in der Ausbildung gewählt hätte? Sie verneint das und erzählt: „Also ich fand die Art der Ausbildung ziemlich gut, denn du kannst mit dieser Ausbildung anschließend in mehrere Gebiete eintauchen. Mit einem KFZ kann man das nicht unbedingt vergleichen, weil das hat eher weniger damit zu tun hat. Aber ich denke mal, was dann so Anlagentechnik oder andere Mechatroniker-Arten betrifft, kann man dann überall mal so reinschnuppern. Natürlich muss man es für eine Ausrichtung des Berufes noch vertiefen. Aber ich glaube ich würde das wieder so machen mit meiner Ausbildung. Weil es halt auch sehr umfangreich war, man hat viel gelernt und wenn einen etwas mehr interessiert, dann versucht man sich da bisschen mehr reinzulesen. Kommt aber auch immer darauf an, wo man halt lernt, denn wir hatten in der Berufsschule ja auch Mitschüler aus verschiedenen Firmen. In jeder Firma lernst du ja quasi trotzdem etwas anderes. Bei uns liegt der Fokus, wenn wir ausgelernt haben mehr auf der Robotertechnik. Also wie man mit einem Roboter verfährt, wie man mit dem umgeht, wie man Fehler behebt. Das steht bei uns mehr im Vordergrund."
Die Praxis entscheidet
Ich selbst habe schon immer viel gelesen, praktische Dinge gehen mir schwerer von der Hand. Ich verliere mich beim Denken und wenig bereitet mir mehr Freude. Es lag nah, dass ich nach dem Abitur an die Uni ging und dort eine Geisteswissenschaft studierte, die davon lebt, dass sie beinah alles aus einer Theorieperspektive betrachtet. Ich bewundere Menschen dafür, dass sie gänzlich andere Denk- und Handlungsweisen wählen als ich. Paula erzählt: „ Also ich bin auch mehr ein praktischer Mensch und kann mir theoretisch zwar viel erklären, aber wenn ich dazu den praktischen Ablauf nicht mit verfolgen kann, dann ist das schwer für mich. Jetzt bin ich verantwortlich dafür, dass die Anlage läuft. Wir haben einen Bildschirm oben hängen und dort werden uns dann, wenn irgendwas ist, Störungen angezeigt. Aber nur im Groben: also zum Beispiel ein Roboter wartet auf Fahrbedingungen. Und dann besteht meine Aufgabe darin dort hinzugehen und auf den kleinen Bildschirm, eine Art Bedienelement, zu gucken, um genauer sagen zu können, was jetzt los ist. Dann müssen wir den Roboter wieder in Gang bringen.“ Sie berichtet mir noch mehr aus ihrem Berufsalltag: „Dann haben wir außerdem unsere täglichen Arbeiten. Gewisse Prüfungen, die wir machen müssen. Klebeprüfungen, wo wir zweimal täglich schauen, ob der Kleber dort sitzt wo er soll und es die richtige Menge an Kleber ist. Dann mal eine Karosse ausschleusen, die dann zum Ultraschall gebracht werden muss. Also viele kleine Dinge, die halt täglich immer dazu kommen. Aber mit den Störungen ist das halt ganz unterschiedlich: mal hast du einen Tag, da rennst‘e nur, mal hast du einen Tag, da sitzt du halt viel und wartest halt auf Störungen.“
Wir nippen an unserem zweiten Kaffee und naschen vom Kuchenteller, den wir teilen. Paula erzählt mir noch viel mehr. Was genau erfahrt Ihr in einem anderen Artikel.